IV. …aria eterna…
Concerto Monumentale IV.
…aria eterna…
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Clavierübung IV – „Goldberg-Variationen“ (um 1741)
Bachs vierteiliger Zyklus der „Clavierübungen“ nimmt eine besondere Stellung im Werk dieses großen und vielseitigen Komponisten ein. Neben dem „Wohltemperierten Clavier“, dessen erster Teil bereits um 1720 entstand, setzt Bach mit dem vierten Teil seiner „Clavierübungen“ der Klaviermusik ein weiteres großes Denkmal.
Die „Aria mit 30 verschiedenen Veränderungen“, entstand um 1741, vermutlich im Auftrag des russischen Gesandten am Sächsischen Hof, Graf Keyserlingk, der an Schlaflosigkeit litt und Bach um „Einschlafmusik“ bat. Gleichwohl sich der bekannte Titel „Goldberg-Variationen“ erst im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierte, liegt er eher die Vermutung nahe, dass das Werk vor allem aber als „Clavierübung“ für Johann Gottlieb Goldberg, dem herausragenden Cembaloschüler Bachs, gedacht war. Goldberg, seinerseits Hofcembalist am Sächsischen Hof, soll also – zumindest der Legende nach – eine bestimmte Auswahl der Variationen im Laufe eines Tages, oder einer Nacht, unentwegt, von einem Nebenzimmer heraus, dem Grafen zur Gemütserhellung gespielt haben.
Auch wenn diese Legende mittlerweile unauslöschlich mit der Entstehung der „Goldberg-Variationen“ verbunden zu sein scheint, handelt es sich hier zweifellos um einen Gipfelpunkt der Variationskunst in der Klaviermusik. Ausgehend von der betörend schlichten und reich verzierten Melodie der „Aria“, lässt Bach jede folgende Variation ganz natürlich aus sich selbst heraus entstehen und weiterfließen. Bemerkenswert ist hierbei, dass er lediglich zwei Variationen ausdrücklich mit einer Tempobezeichnung versieht; beide bilden das lyrische Zentrum dieser Komposition. Alle anderen Variationen generieren sich aus einer von Bach meisterhaft durchdachten, rhythmischen Organisation von einer Variation zur anderen, und kommen daher ganz ohne Tempobezeichnung aus. Bei 9 der 30 Variationen handelt es sich um „kanonische Variationen“, in welcher eine in sich geschlossene Melodie in der Oberstimme, durch den Kanon dieser Melodie in der Unterstimme, kontrapunktisch ergänzt wird.
Abgesehen von 3 Mollvariationen, welche allesamt eine Klangwelt von blasser, ja fast kalter Schönheit heraufbeschwören, stechen alle anderen Durvariationen durch ihre Leichtigkeit, Lebendigkeit und ausgelassene Heiterkeit hervor. Diese Stimmungen erfahren ihren emotionalen Höhepunkt in der letzten Variation, welches mit „Qodlibet“ überschrieben ist. Hier bedient sich Bach eines heiteren Trinklieds der Zeit, welche in den Schenken und Gasthäusern gerne im Kanon angestimmt wurde. Schließlich erfährt der Zyklus seinen stillen und kreisförmigen Schluß in der Reprise der Aria, welche nun in neuem Glanz erstrahlt.
(Text: Nageeb Gardizi)
Variatio III Variatio IV Variatio XIII Variatio XXX