Chopin & Afghanistan

Chopin und Afghanistan

Was hat der polnische Komponist und Pianist Frédéric Chopin mit Afghanistan, dem fernen Land Zentralasiens zu tun?

Als Konzertpianist afghanischer Herkunft möchte ich dieser spannenden Frage, anhand des Komponisten und meiner persönlichen Biographie musikalisch, filmisch und dokumentarisch nachgehen. Viel ist bereits über die komplizierte Verflechtung Chopins zu seiner Heimat Polen und seinem Leben in dessen Wahlheimat Frankreich geschrieben, analysiert und untersucht worden. Ausgehend von seinen 4 großen Balladen für Klavier, möchte ich  den Menschen und Musiker Chopin neu verstehen lernen. Zumal die Entwicklungsstadien dieser 4 Balladen eng mit Chopins stetiger Auseinandersetzung und seiner letztendlich fatalen Loslösung von der geliebten Heimat verknüpft sind, interessiert es mich, ebenso herauszufinden, was Chopins eigentümliche Biographie eines polnischen Exilanten, Anfang des 19. Jahrhunderts, mit seinem im deutschen Exil lebenden afghanischen Interpreten, Anfang des 21. Jahrhunderts, zu tun hat. Bemerkenswert hierbei ist, daß Chopins 4. Ballade 1842, im Jahr der in Afghanistan bis heute gerühmten Niederschlagung des Ersten Anglo-Afghanischen Krieges, entstand. Es reizt mich, herauszufinden, ob Chopin davon gewußt hat, und, falls dem so war, wie er darüber, als Pole im Exil, gedacht haben mag. Das vielzitierte Gedicht „Das Trauerspiel von Afghanistan“ Theodor Fontanes untermauert nochmals die weltweite Brisanz, die dieses Ereignis bereits im 19. Jahrhundert hatte.

Für mich enthalten diese 4 Balladen, insbesondere jedoch die 4. Ballade, musikalische Schlüsselbotschaften zu Chopins innerer, von treibendem Heimweh beschwerter Seelenwelt. Mein Ziel ist es, anhand von Quellenforschung, der Begegnung mit Chopin-Forschern, prominenten Musikerpersönlichkeiten, Afghanistan-Experten und vor allem meiner eigenen und sehr persönlichen Auseinandersetzung, den Menschen Chopin, als afghanischer Interpret seiner Werke, neu zu begreifen.