II. …semper dolens, semper Chopin…

„Concerto Monumentale“ – …semper dolens, semper Chopin…

Ausgehend von der Idee des Konzertprojekts „Concerto Monumentale“ soll in diesem Programm dem großen Komponisten und Pianisten Frédéric Chopin ein weiteres Denkmal gesetzt werden.

Seine 4 Balladen können als eine der ersten Werkzyklen dieser speziellen musikalischen Gattung angesehen werden.

Es wird allgemein vermutet, dass Chopin diese 4 Klavierballaden nach Lektüre der „Litauischen Balladen“ des Nationaldichters und Landsmannes Adam Mickiewicz komponierte.  Alle 4 Balladen sind intime Verlautbarungen eines Menschen und Musikers, der zeitlebens zwischen Traum und  bitterer Realität lebte: das ewige Schicksal eines Exilanten.

In seinem eindrucksvollen kompositorischen Vermächtnis, welches überwiegend dem Klavier gewidmet ist, nehmen die Balladen in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. In jeder der 4 Balladen tritt der deutlich erzählende Duktus der  „märchenhaften“ Musik zum Vorschein und lässt erahnen, in welchen schwindelerregenden Tiefendimensionen Chopin fühlte und dachte. Sämtliche Balladen sind gleichsam in einen schwarzen Schleier bitterer Melancholie gehüllt. Interessant ist jedoch, dass Chopin hier den Zwiespalt an sich zum kompositorischen Thema macht. In dieser Musik scheint er alle Gefühlswallungen, vom inneren Zweifel, bis hin zur euphorischen Freude, auf geniale Art, fließend miteinander zu verbinden. Der Komponist stellt sich hier als hochsensiblen Seismographen seiner schillernden Gefühlswelt dar, abseits jeder fingierten Virtuosität.

Mit den 4 Balladen setzt Chopin selbst seiner Heimat ein musikalisches Monument. Als afghanischer Interpret seiner Werke möchte ich ihm mein persönliches Denkmal setzen.

(Text: Nageeb Gardizi)

 

Chopin’s vertigo, op. 38